Was hat die international erzwungene Steuer-Nivellierung bislang gebracht?
Kommentar
(msc) - Internationale Steuerfragen drehen sich die letzten Jahre vornehmlich um Themen, die von der OECD, den G20 und G7 vorgegeben werden. Im Bestreben, das eigene Steuersubstrat zu optimieren, wurden"gleich lange Spiesse für alle" (level playing field) gefordert. Diese Maxime brachte u.a. Massnahmen wie BEPS hervor - ein seit 2012 entwickeltes Regulatorium, das dem natürlichen Antrieb der Staaten zum Steuerwettbewerb flächendeckend Einhalt gebieten soll. Das sog. Base Erosion and Profit Shifting zielt auf die Verhinderung von geplanter Verminderung steuerlicher Bemessungsgrundlagen und das grenzüberschreitende Verschieben von Gewinnen durch multinationale Konzerne ab. Die Massnahmen gipfelten in der Einführung der globalen Mindestbesteuerung für Grosskonzerne, bislang auf 15% festgeschrieben - in Liechtenstein im Herbst 2025 erstmals zur Deklarationen fällig (Steuerjahr 2024).
Was hat dieser immense Effort nun tatsächlich gebracht, wo stehen wir? Prof. Martin Wenz von der Uni Liechtenstein ordnet es wie folgt ein:
"Das vermeintlich einheitliche ‹level playing field on taxation› stellt sich zunehmend dynamisch und fragmentiert dar und ist durch ein steuerregulatorisches Powerplay gekennzeichnet, bei dem steuerliche Konflikte und internationale Doppelbesteuerungen bewusst in Kauf genommen werden."
FAZIT: Spätestens mit der eigenen Steuerreform der USA unter dem Titel Base Erosion and Anti-Abuse Tax (BEAT) hat BEPS einen herben Dämpfer erlitten. Der Rückzug der Amerikaner aus den weiteren Verhandlungen verbunden mit dem auferlegtem Nebenabkommen (nämlich das US-eigene BEAT als gleichwertig anzusehen) "ebnet" in Wirklichkeit das Spielfeld speziell für US-amerikanische Konzerne in Richtung massive Steuervorteile. Damit ist die Spitze der BEPS-Lanze vorerst gebrochen...
Weiterführende Informationen:
> Quo vadis internationale Steuerpolitik (Prof. Martin Wenz, Wirtschaft-Regional)