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Blockchain-Unternehmer weichen von der Schweiz nach Liechtenstein aus

(TA) - Unternehmer sind auf Bankbeziehungen angewiesen. Wer aber mit Kryptowährungen oder Blockchain-Technologie Geschäfte macht, klopft bei Schweizer Finanzinstituten oft vergeblich an. Selbst wenn der Firmensitz in der Schweiz liegt, lehnen Banken solche Kunden oder wichtige Finanzdienstleistungen häufig ab.

«Es ist in der Tat so, dass die Schweizer Banken ins Hintertreffen geraten sind», sagt André Wolke, Geschäftsführer und Mitbegründer der Firma Validity Labs, die im Blockchain-Geschäft auf Ausbildung und dezentrale Plattformen spezialisiert ist.Unternehmer sind auf Bankbeziehungen angewiesen. Wer aber mit Kryptowährungen oder Blockchain-Technologie Geschäfte macht, klopft bei Schweizer Finanzinstituten oft vergeblich an. Selbst wenn der Firmensitz in der Schweiz liegt, lehnen Banken solche Kunden oder wichtige Finanzdienstleistungen häufig ab. «Es ist in der Tat so, dass die Schweizer Banken ins Hintertreffen geraten sind», sagt André Wolke, Geschäftsführer und Mitbegründer der Firma Validity Labs, die im Blockchain-Geschäft auf Ausbildung und dezentrale Plattformen spezialisiert ist.

Er weiss auch von den unangenehmen Erfahrungen, die Firmen gemacht haben: «Es ist einfach so, dass fast alle Schweizer Banken keine Kunden haben wollen, die mit Kryptowährungen zu tun haben.» André Wolke wickelt seine Geschäfte längst über die liechtensteinische Bank Frick ab. «Es wirkt fast schon so, als wollten Schweizer Finanzinstitute verhindern, dass Kryptounternehmen sich hier entfalten können», sagt Bernd Lapp. Er beschäftigt sich seit Jahren mit Blockchain-Projekten und arbeitet derzeit an der Share-Economy-Plattform Swarm City. Auch an der gestrigen Blockchain-Tagung in Zug wurde die aktuelle Praxis kritisiert.

Die Schweizerische Bankiervereinigung hat das Problem erkannt. Zwar lässt sich auch bei Kryptowährungen die Herkunft von Mitteln überprüfen, doch dafür müssen die Banken neue Prozesse und Standards entwickeln. «Wir arbeiten derzeit mit Hochdruck daran und haben dafür eine Arbeitsgruppe eingesetzt», sagt Michaela Reimann, Sprecherin der Bankiervereinigung. Dieses Projekt habe Priorität. Es sei aber nicht einfach, da es im Zusammenhang mit Blockchain verschiedene Geschäftsmodelle mit unterschiedlichen Anforderungen und Risiken gebe, sagt sie. Wann Resultate vorliegen, ist noch offen.

Dass es auch anders geht, zeigt die erwähnte liechtensteinische Bank Frick. «Wir sind sehr offen für Dienstleistungen bei Blockchain-Geschäften», bestätigt Mauro Casellini, der dort unter anderem für die neue Technologie zuständig ist. Die Bank Frick bietet nicht nur Kontoeröffnungen an, sondern auch weitere Dienstleistungen wie die Begleitung eines ICO – der Kapitalbeschaffung für Blockchain-Unternehmer – und den Geldwechsel in fünf verschiedenen Kryptowährungen. Gleichzeitig betont Casellini, dass die Bank Frick grossen Wert auf Sorgfaltspflichten lege und strenge Standards entwickelt habe.

Es gibt zwar auch einzelne Schweizer Banken, die den Schritt ins Blockchain-Geschäft gewagt haben, aber dies nur mit Einschränkungen und Vorbehalten. Die Zuger Kantonalbank schliesst zum Beispiel ICOs und weitere Dienstleistungen von vornherein aus. Die Arbeit der Bank Frick scheint sich auszuzahlen: «Wir haben heute rund 200 Unternehmen aus dem gesamten Blockchain-Bereich.»

Attraktives Liechtenstein: Zug gilt immer noch weltweit als attraktivster Standort für Blockchain-Unternehmen. Der Liechtensteiner Rechtsanwalt Thomas Nägele stellt fest, dass sich Firmen aber vermehrt für das Ländle interessieren: «Das Fürstentum holt auf –wir haben schon mehr als hundert interessierte Blockchain-Firmen bei uns.» Als Gründe für die steigende Attraktivität sieht er neben besseren Bankdienstleistungen die «vergleichsweise hohe Rechtssicherheit», das Know-how und die Effizienz bei Behörden, die Formalitäten bei Firmenniederlassungen rasch abwickeln könnten. Und schliesslich sei es der Regierung gelungen, weltweit die Aufmerksamkeit von Medien und Fachleuten auf den Kleinstaat zu lenken: «Die von Regierungschef Adrian Hasler angekündigte Regulierung ist mehr als nur ein mit Schlagworten garniertes Marketing-Gesetz», sagt Nägele. Er rechnet damit, dass der Entwurf im Sommer 2018 veröffentlicht wird.

Zum Vergleich: Während Liechtenstein schon an einem konkreten Entwurf arbeitet, diskutiert in der Schweiz noch eine Arbeitsgruppe über eine mögliche Rechtsgrundlage. Bis Ende Jahr unterbreitet sie dem Bundesrat Vorschläge für das weitere Vorgehen. Wie es danach weitergeht, ist noch offen. (Quelle: Tages-Anzeiger)